Ein Familienbett – was ist das eigentlich?

Bevor unser ältester Sohn Malique im September 2011 geboren wurde, kannten wir diesen Begriff noch überhaupt nicht. Auch über das evolutionäre Schlafverhalten von Babys war ich noch keineswegs informiert. Wir lebten damals in einer Zwei-Zimmer Wohnung und ich wollte unbedingt noch vor der Geburt eine größere Wohnung finden. Sie sollte ein extra Kinderzimmer haben, damit ich meinem zukünftigen Schatz einen Traum von Babyzimmer einrichten konnte. Ich hatte die tollsten Ideen, wie es aussehen sollte. Aber wir fanden keine passende Wohnung und der Geburtstermin rückte immer näher, sodass ich mir den Stress eines Umzuges knapp vor oder nach der Geburt ersparen wollte. Und das war unser Glück.

 

Geborgen in meinen Armen

Die Geburt im Krankenhaus war sehr anstrengend und das ganze Gegenteil von dem, wie ich mir die Geburt vorgestellt habe. Umso glücklicher war ich, als ich mein Baby endlich in meinen Armen halten durfte. Und von dem Augenblick an konnte ich ihn einfach nicht mehr loslassen. Dieses kleine Geschöpf, das vor ein paar Minuten noch in meinem Bauch war, so geborgen und beschützt, lag nun in meinen Armen. Ich wollte es weiter beschützen. In das Beistellbettchen, welches mir nach der Geburt von den Krankenschwestern an das Bett geschoben wurde, wollte ich mein Babylein nicht hineinlegen. Es sollte mich spüren – spüren, dass seine Mama immer noch da ist, meinen Herzschlag und meinen Atem hören, mich fühlen. Die Krankenschwestern, die in der Nacht in mein Zimmer kamen, ermahnten mich, dass ich meinen Sohn in das Beistellbett legen und nicht in meinen Armen schlafen lassen sollte. Es sei zu gefährlich. Aber ich holte ihn immer wieder zu mir ins Bett, weil ich fühlte, dass er genau dort hingehört.

Meine Ängste als frischgebackene Mama

Zuhause angekommen ließ ich unseren Kleinen tagsüber immer auf meiner Brust oder neben mir im Bett liegen. Ich merkte, wie wohl sich unser kleiner Schatz fühlte, so nah bei Mama zu kuscheln. Ich spürte wie absolut richtig es sich für mich anfühlte, meinem Babylein so viel Körperkontakt zu geben. Auch war es so für mich viel einfacher und bequemer zu stillen. Nachts aber hatte ich Angst, den Kleinen mit im Elternbett schlafen zu lassen. Ich habe mich von all den Horrorgeschichtenseitens der Ärzte, Fachzeitschriften, Familie und Freunde, zu sehr beeinflussen lassen: Man könnte sein Baby nachts im Schlaf überrollen, das Baby gehört ins eigene Bett. Also legte ich ihn nachts neben mir in sein Bettchen.

Ich konnte aber einfach nicht zur Ruhe kommen und es fiel mir sehr schwer, einzuschlafen. Immer wieder beugte ich mich über sein Bettchen und überprüfte seine Temperatur und seinen Atem. Sicherheitshalber haben wir uns auch das Angel Care mit Bewegungsmelder gekauft, das Alarm gibt, sobald das Baby aufhört, zu atmen. Nichtsdestotrotz wollte ich mich immer zusätzlich vergewissern, ob alles in Ordnung ist.

Dass Malique getrennt von mir lag, erschwerte das Stillen auch ungemein. Wenn ich dann mal eingeschlafen war, wurde ich erst wach, wenn der Kleine schon zu jammern begann. Dann musste ich mich erstmal aufrichten, ihn aus dem Bettchen holen, stillen, aufpassen, dass ich nicht wieder einschlafe und ihn dann wieder ins Bettchen legen, in der Hoffnung, dass er weiterschlief und nicht wieder aufwachte. Das war für mich alles sehr anstrengend.

 

Die kleine Hand am Gitterstäbchen

Malique legte sich im Schlaf immer intuitiv so nah wie möglich in meine Richtung. Seine kleine Hand umklammerte dabei immer eine Stange von den Gitterstäben seines Bettchens, als wollte er sich an meinem Finger festhalten. Der Anblick machte mich jedes Mal so traurig und zerriss mir das Herz. Es fühlte sich so falsch an – mein kleines Baby liegt alleine hinter Gittern, während Andi und ich geborgen im gemeinsamen Bett nebeneinander schlafen.

Eines Morgens erwachte ich aus dem Schlaf und hielt unseren kleinen Schatz in den Armen. Es sah aus, als läge er eingekuschelt wie in einem Vogelnest. Ich hatte ihn nachts zum Stillen aus seinem Bettchen geholt und bin dabei eingeschlafen. Und was ist passiert?

Nichts!

Es schien, als wäre mein Körper in eine Art Starre verfallen, die es nicht zuließ, dass dem Kleinen etwas zustößt.

Seitdem begann ich, mich intensiv mit dem Thema Co-Sleeping zu beschäftigen. Und es wurde mir bewusst, dass es genau das Richtige für uns ist und das Natürlichste auf der Welt. Ich merkte auch, dass unser kleiner Schatz bei uns im Bett viel besser schlief. Bekam er Hunger,  konnte ich ihn einfach im Halbschlaf anlegen und wir beide schliefen seelenruhig weiter. Schlussendlich entfernten wir einfach die ollen Gitterstäbe et voilà – unser erstes Familienbett war entstanden.

Es fühlt sich einfach RICHTIG an

2014 kam dann unser kleiner Maxime auf die Welt. Dieses Mal habe ich mich bewusst für eine Hausgeburt entschieden, obwohl Andi, Freunde und Verwandte meinem Vorhaben sehr kritisch gegenüber standen. Aber ich blieb dabei und es war für mich genau die richtige Entscheidung. Von Anfang an schlief Maxime gemeinsam mit uns im Familienbett. Am Anfang lag er noch links in meinem Arm und der Große rechts, zwischen mir und Andi, weil er seine Schlafposition nachts oft änderte.

Es dauerte aber nicht lange, da kuschelte sich der Kleine nachts neben seinen großen Bruder, geborgen umrahmt von Mama und Papa. Und es fühlte sich einfach RICHTIG und unglaublich gemütlich an. In unserer neuen Wohnung bauten wir uns dann als erstes ein schönes 270 cm großes Familienbett. Bei Interesse, findet ihr die Bauanleitung bei Familienbetten.net.

Maxime begann nach den ersten drei Lebenswochen, plötzlich sehr unruhig zu werden und schrie sehr viel. Ich konnte ihn kaum beruhigen. Auch nachts war es oft sehr anstrengend. Ich stand häufig mit ihm auf, ging mit ihm aus dem Schlafzimmer und versuchte ihn auf meinen Armen tragend und stillend zu beruhigen, damit er die anderen nicht aufweckte. Der Arzt sagte, er sei hochsensibel und solche Kinder seien oft schnell reizüberflutet, weshalb sie ihren Stress durch Schreien kompensieren. Zu der Zeit bekam ich von einer Freundin das Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ geschenkt, mit dem Rat, ich solle es doch mal mit einem Schlaftraining ausprobieren. „Um Gottes Willen.“, dachte ich mir nur. Nie käme ich auf die Idee, mein Kind in den Schlaf schreien zu lassen. Das Buch kam am gleichen Tag noch in den Müll.

Mit unserer kleinen Zuckerschnute Milou war unsere Familie dann im Frühjahr 2018 komplett und auch sie kam von Beginn an in den Genuss des gemeinsamen Schlafens im Familienbett.

 

 

Eine tiefe geschwisterliche Verbundenheit

Zwischen den beiden Jungs und ihrem kleinen Schwesterchen ist eine große Herzensnähe entstanden. Wir denken, dass dies auch mit dem Schlafen im gemeinsamen Familienbett zusammenhängt. Wir haben weder den Großen noch den Mittleren nach der Geburt des nächsten Geschwisterchens ausquartiert. Sie behielten beide weiterhin ihren Platz an unserer Seite und lieben es sehr, mit ihren Geschwisterchen zu kuscheln. Es sieht einfach zu süß aus, wie unsere drei Mäuse nachts miteinander kuscheln und sich in den Armen halten.

Früher wurde unser großes Familienbett am Tage von den Jungs kreativ bespielt. Sie turnten, tanzten und tobten darauf herum, bauten Höhlen, Burgen und Piratenschiffe und veranstalteten die tollsten Kissenschlachten.

Jetzt, wo wir im Wohnmobil leben und kein 270 cm breites Bett mehr zur Verfügung haben, haben sich die Schlafverhältnisse etwas geändert. Das Familienbett hat sich sozusagen umgestaltet. Wenn ihr mögt, schreibe ich dazu noch einmal einen extra Beitrag.

 

Sicher und geborgen schlafen

Wir genießen die Schlafenszeit mit unseren Kindern sehr und wollen auch in der Nacht für sie da sein. Sie fühlen sich in unseren Armen sicher und geborgen und finden leicht in den Schlaf.

Wenn sie mal schlecht träumen, ist sofort eine Hand da, die sie streichelt und eine Stimme, die beruhigend flüstert: „Alles ist gut, mein Schatz, Mama/Papa ist bei dir. Ich beschütze dich!“ – Dann kuscheln sich die Kinder an uns heran und schlafen beruhigt weiter.

Auch, wenn die Kleinen mal krank sind, macht sie nichts schneller gesund als Kuscheln, Kuscheln und nochmals Kuscheln. Unsere Nähe, unsere Wärme, unser Körperkontakt – davon tanken unsere Kinder ihre Energie wieder auf.

Wir werden oft gefragt, ob wir als Eltern oder jeder einzelne von uns nicht auch mal alleine schlafen möchte. Tatsächlich hatte niemand von uns bisher das Bedürfnis danach. Obwohl es manchmal ganz schön eng ist, wenn sich die Kinder ganz dicht an uns muckeln und es auch mal vorkommen kann, dass man unerwartet einen Fuß auf der Nase liegen hat, lieben wir unser Familienbett sehr. Ausschlafen ist zwar auch nicht immer drin, wenn die Kinder eher wach sind und unsere Milou anfängt auf meinem Kopf herumzuhüpfen. Das wäre meiner Meinung nach aber nicht anders, wenn wir getrennt schlafen würden. Dann würden die Kinder halt morgens oder mitten in der Nacht zu uns ins Bett schleichen, so wie ich es als Kind gemacht habe.

Solange unsere Kinder in der Nacht unsere Nähe brauchen, dürfen sie immer gerne bei uns sein. Die Kindheit vergeht so schnell und der Zeitpunkt, an dem unsere Kinder das warme Nest verlassen werden, kommt früh genug. Ich bin mir sicher, dass unsere Jungs oder klein Milou sich spätestens, wenn sie ihre ersten festen Beziehungen haben, aus dem Familienbett distanzieren werden.

So, ihr Lieben! Das ist unsere Familienbett-Geschichte!

Und jetzt wünsche ich euch ganz viel schöne gemeinsame Muckelzeit mit euren Liebsten.

Wenn ihr mögt, schreibt uns auch gerne eure Familienbett-Geschichten in die Kommentare.

 

  Belle

Meine

Lieblingsbücher

2 Kommentare

  1. Wunderschön und wahr geschrieben 💞⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐

    Antworten
    • Danke liebe Lucia <3

      Antworten

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